Das Jiggerl: Details zum Bau

Inhalt

 

Details zum Bau
Wie kam es dazu?
Mögliche Alternativen

Der Name 

Voraussetzungen
Ausgangssituation
Grund des Umbaues
Was wurde umgebaut

 

 

Die Selbstbau-Kippmulde
Unterbau für Motor & Getriebe

Kühlsystem
Neue Lenkung

Elektrische Anlage

Armaturenbrett
Auspuffanlage

Neuer Motor

Technische Daten
Allgemein
Motor
Getriebe
Reifen
Elektrik/Elektronik




Jiggerl Marke "Eigenbau"


Wie kam es dazu?

Welcher Gartenbesitzer kennt das Problem nicht? Ein Haufen Schotter oder Erde oder gar die Teile eines gefällten Baumes sind von einem Ende des Grundstückes zum anderen zu bringen. Dazwischen liegen höchstens 50m, vielleicht auch 100m. Mit Schaufel und Kübel (Eimer), ja selbst mit Scheibtruhe (sorry: Schiebekarre für unsere deutschen Nachbarn) eine Aufgabe für das ganze Wochenende. Nun, so ein Kippmuldenfahrzeug wäre doch das Ideale. Reinschaufeln, Motor anstarten, rüberfahren, auskippen, fertig. Nur, wer hat schon so ein Fahrzeug?

Mögliche Alternativen

Wer entsprechend Geld hat und bereit ist, es dafür auszugeben, dem bleiben folgende Möglichkeiten: 1. Ein entsprechendes Fahrzeug aus der Bauindustrie zu kaufen, dieses kostet etwa ab €12.000.- Die 2. Möglichkeit: Einen Traktor  kaufen, dazu einen kleinen Anhänger. Ich würde sagen, dass Punkto Kosten zur vorigen Variante kein Unterschied besteht. Zusätzliche Nachteile: Viel Platz nötig - und: Die Wendigkeit des Gefährts! 3. Möglichkeit: Der Eigenbau. Und genau das haben wir gemacht.

Der Name

Also ich weiß beim besten Willen nicht mehr genau, wie dieser Name entstanden ist. Aber wahrscheinlich aus einer Ableitung von "Waggerl". Der Name ist jedenfalls seit Jahren eingeprägt. Außerdem heißt jiggle aus dem Englischen wackeln, schütteln. Und das ist wiederum sehr passend, weil das Fahrzeug keine Federung bzw. Stoßdämpfer hat. Man wird also so richtig durchgeschüttelt, wenn man schneller durchs Gelände fährt. 

 

Voraussetzungen für den Eigenbau

Zugegeben, es ist sicher nicht jedermanns Sache, so ein Gefährt selbst zu bauen. Einmal abgesehen vom technischen Verständnis (Materialkunde, Mechanik, Werkzeug, Motor, Elektrik, Elektronik) hat auch nicht jeder die Möglichkeiten dazu. Als Beispiel sei nur gesagt: die Garage mit entsprechendem (permanenten) Platz, eine große Werkbank mit Schraubstock, ein Schweißgerät, die Größe des Grundstückes, etc. Abgesehen von den erwähnten Voraussetzungen ist so ein Bau aber DIE Herausforderung schlechthin. Und wie hat Mercedes schon gesagt: Der Weg ist das Ziel...  

Ausgangssituation

Vor etwa 15 Jahren haben wir die Vorversion dieses Fahrzeuges mit einem 50ccm Rotax-Motor gekauft. Die Schwierigkeiten lagen auf der Hand: Der Motor war schwach, hatte nur einen Kick-Starter der mit der Hand zu bedienen war; Das Gaspedal bzw. der Hebel war händisch zu bedienen; Die Lenkung war eine wilde Konstruktion: Ließ sich nicht gleich auf beiden Seiten einschlagen und hatte außerdem etwa 270 Grad Totgang ..... muss ich mehr sagen? Da wurde der 1. Umbau fällig: Ein neuer Motor. Zu diesem Zweck kauften wir ein Unfall-Motorrad Marke Honda, 200ccm mit E-Starter. Der Umbau war damals relativ einfach, weil die restliche Konstruktion des Fahrzeugs gleich blieb. Lediglich die Bremsen der hinteren  Räder wurden aktiviert und zusätzlich wurde eine Handbremse eingebaut. Der Motor bekam noch einen Lüfter, der bei längerem Betrieb eingeschalten werden musste. Der Honda-Motor war aber nur luftgekühlt. 

Grund des Total-Umbaues

Fortsetzung des vorigen Kapitels: Vor etwa 3 Jahren dürfte dieser Motor dann den Hitze-Tod gestorben sein und war  mit vernünftigen Aufwand nicht mehr zu reparieren. Jetzt war es an der Zeit, einen neuen Motor zu suchen. Nachdem wir aus der Vergangenheit gelernt hatten, musste der Motor folgendes aufweisen: Mindestens 200ccm, E-Starter und vor allem eine Wasserkühlung. Nach einigem Suchen im Bazar haben wir dann einen gefunden: Wieder eine Unfallmaschine (aus Kostengründen!): Eine Kawasaki ZZ250R. Wir bekamen (fast) alles dazu: Motor, elektronische Zündung, elektron. Regler/Gleichrichter, den kompletten Kabelbaum und die Auspuffanlage.

Was wurde umgebaut

Da dieser Umbau keine Sache von ein paar Tagen war, haben wir beschlossen, daraus gleich einen Totalumbau zu machen. Dass heißt alle Dinge, die seit Jahren störend waren oder fehlten, wurden gleichzeitig in Angriff genommen.

1. Unterbau für Motor und Getriebe

2. Neuer Motor

3. Kühlsystem 

4. Neue Lenkung

5. Elektrische Anlage

6. Armaturenbrett

7. Auspuffanlage

 

Unterbau für Motor und Getriebe

 

Die Grundkonstruktion (Fahrgestell) wurde nicht geändert, sehr wohl aber alles andere. D.h. es musste eine völlig neue  Befestigung des Getriebes und des Motors konstruiert werden. Beide Dinge wurden gleichzeitig in Angriff genommen, da der Platz bei diesem Fahrzeug begrenzt ist und beide Teile direkt ineinander eingreifen. Der Motorhalterung wurde so konstruiert, dass der Motor etwa die gleiche Neigung aufweist wie im Rahmen des Motorrades. Grund: Die Schmierung. Erstens soll das Öl am tiefsten Punkt des Fahrzeuges sein und außerdem wäre das Schauglas für den Ölstand sonst nicht verwendbar. Das Schaltgetriebe befindet sich in der Mitte des Fahrzeuges. 

 

Kühlsystem

 

Der neue Kawasaki Motor hat im Vergleich zum Vorigen eine Wasserkühlung. Das ist deshalb wichtig, weil nahezu kein Fahrtwind vorhanden ist und die Kühlung effizient nur durch einen Wasserkreislauf erfolgen kann. Zur Steigerung der Kühlleistung wurde ein kleiner Kfz-Kühler mit Ventilator verwendet (der eine größere Fläche im Vgl. zum Motorradkühler aufweist), um die Kühlung noch zusätzlich zu verstärken. Des weiteren wurde ein Ausgleichsgefäß verwendet; Das ist zwar nicht wirklich notwendig, aber praktisch zur optischen Kontrolle des Wasserstandes. Fast überflüssig zu erwähnen ist, dass das Gefäß am obersten Punkt des Wasserkreislaufes montiert wurde. Der Kühler hat keinen Schraubverschluss, es kann also keine Flüssigkeit austreten. Am Kühler ist außerdem der Temperaturfühler für die Anzeige am Armaturenbrett sowie der Thermoschalter für den Ventilator montiert. Es wurde nicht der originale Thermoschalter verwendet, das dieser erst bei  einer Kühlwassertemperatur von 95-98 Grad Celcius den Ventilator einschaltet. Da es bei diesem Fahrzeug kaum zusätzliche Kühlung durch den Fahrtwind gibt, wurde ein Thermoschalter gewählt, der schon bei 88 Grad Celcius schaltet. 

Damit sich der Motor bei Kaltstart schneller erwärmt, wurde noch ein Thermostat eingebaut. Dieses öffnet den großen Wasserkühlkreis (über Kühler) erst ab ca. 80 Grad Celcius. 

 

Neue Lenkung

 

Die Konstruktion der neuen Lenkung war wohl einer der größten (mechan.) Herausforderungen. Als Basis wurde eine Zahnstangenlenkung eines Fiat verwendet. Mit entsprechender Modifikation war dieser Teil schnell abgeschlossen. Die Herausforderung war, die Welle von hinten nach vorne zu leiten. Man musste allerdings berücksichtigen, dass sich die hintere Achse im Gelände auf und ab bewegt und die Welle somit die Längenänderung ausgleichen muss. Deshalb wurde ein "Rohr im Rohr" konstruiert, das die Längenänderungen ausgleicht und gleichzeitig die Drehbewegungen mitnimmt (siehe Jiggerl- Bilder). Nun, die Welle war jetzt bei der Lenksäule, wie aber komme ich um 90 Grad hinauf? Mit Kardangelenken benötigt man zuviel Platz (großer Radius). Nach langem Suchen fanden wir ein Getriebe, das um ca. 90 Grad umlenkt. Dieses stammte auch von einer Lenkung, nämlich von einem VW-Bus. Somit konnten wir die Lenksäule in Richtung Lenkrad weiterführen. Es waren aber noch 2 weitere Kardangelenke bis zum Lenkrad notwendig, da die Lenksäule aus Platzgründen seitlich versetzt werden musste.  

 

Elektrische Anlage

 

Beim Kauf des Kawasaki (Unfall-) Motorrades haben wir zwar auch den kompletten Kabelbaum bekommen, konnten den aber nicht wirklich verwenden. Verwendet wurden lediglich: Das Starter-Relais,  die elektronische Zündung und der elektronische Regler/Gleichrichter. Der Kabelbaum mit Lichtanlage, Blinker, Sicherungskasten, diverse Schalter (Not-Aus, Seitenständer, Leerlauf, etc.) wurde eliminiert und neu gebaut, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Armaturen fehlten (siehe nächster Punkt). Eine große Hilfe für diese Konstruktion war das Werkstättenheft des Motorrades, das detaillierte Schaltbilder enthält. Aufgrund der größeren Verbraucher (Licht, Ventilator) wurde eine 36Ah-Batterie aus dem Kfz-Bereich verwendet.

 

Armaturenbrett

 

Die Armaturen wurden beim Unfall des Motorrades zerstört, deshalb musste dieser Teil des Fahrzeuges komplett neu gebaut werden. Da die originalen Instrumente viel zu teuer waren, wurden gängige Instrumente bei Conrad-Electronic gekauft: Voltmeter zur Anzeige der Boardspannung, Wassertemperaturanzeige (Motor und Kühler umschaltbar) und Drehzahlmesser. Der Rest sind Schalter oder LED-Anzeigen. Der Hauptschalter ist als Schlüsselschalter ausgeführt, d.h. die erste Stellung (Ein) ist die "Zündung 1". Damit können Licht, Ventilator, Hupe betätigt werden. In Stellung "Zündung 2"  (mittels Not-Aus Schalter) kann der Motor gestartet bzw. wieder abgestellt werden. Für Zündungsstellung 1 & 2 gibt es jeweils eine LED-Anzeige. Ebenfalls eine LED-Anzeige gibt es für: Leerlauf (Getriebe), Öldruck und Ventilator. Schalter sind vorgesehen für: Licht, Armaturenbeleuchtung und Ventilator. Der Ventilator kann auch händisch eingeschalten werden. Die Normalstellung ist "Automatik", wo er bei einer Temperatur von ca. 88 Grad eingeschalten wird. Taster sind vorgesehen für: Starter und Hupe.

Das komplette Armaturenbrett ist in einer großen Aufputz-Verteilerdose eingebaut. Diese hat auch einen Deckel, der bei Bedarf zugeklappt werden kann (siehe Jiggerl-Bilder). 

 

Auspuffanlage

 

Da wir die originalen Teile des (Unfall-) Motorrades mitgekauft haben, wurden diese natürlich auch verwendet. Die Töpfe sind übereinander, am linken hinteren Kotflügel mit einer einfachen Halterung montiert. Auch die originalen Krümmer konnten verwendet werden, diese wurden lediglich zur Seite in Richtung Auspufftopf gedreht. Nur der Übergang zwischen Krümmern und Töpfe musste mit einen flexiblen Schlauch (temperaturfest) und entsprechenden Schlauchklemmen durchgeführt werden. Erstaunlicherweise ist der Sound trotz Schlauchübergang erträglich, ich würde sagen kernig, aber nicht unangenehm laut (Hörprobe unter: Jiggerl-Sound!)   

 

Neuer Motor Kawasaki ZZ250R

 

Hauptproblem beim Motor war der Platzbedarf. Der Motor musste quer eingebaut werden, da der Antrieb vom Schaltgetriebe ebenfalls quer liegt. D.h. es wurde das Blech am Boden auf der linken Seite entsprechen verlängert und der Platz zwischen Reifen und Kotflügel verkleinert. Man konnte nun halbwegs bequem von beiden Seiten zum Motor. Das war wichtig, da sich auf der einen Seite die Abdeckung bzw. der Zugang zur Kupplung befindet. Außerdem noch das Kupplungsseil und die Öleinlassöffnung. Eine Halterung für die Motoraufhängung wurde entsprechend konstruiert. Platz für einen Lüfterflügel, der den Motor kühlt, war nicht mehr notwendig, da dieser Motor eine Wasserkühlung besitzt.

Nachdem der Motor knapp 3 Jahre nicht in Betrieb war, wurde zuerst der komplette Vergaser zerlegt und gereinigt. Außerdem wurde ein Ölwechsel durchgeführt. 

 

Technische Daten

Allgemein

Antrieb: Vorderrad

Lenkung: Hinten

Wendedurchmesser: aufgrund der Hinterradlenkung < 5m!!

Bremsen: Trommelbremsen hinten und vorne

Eigengewicht: geschätzt ca. 350kg

Höchstzulässige Nutzlast: geschätzt ca. 200kg

Bauart-Geschwindigkeit: offiziell 10km/h (in Wahrheit: ca. 60 km/h)  

Maße (LxBxH): ca. 2300x1200x1300mm

Ausstattung: Hupe, Breitstrahler, Rücklicht, Feuerlöscher, Armaturenbeleuchtung, Anhängerkupplung

 

Motor

Zylinder: 2

Taktanzahl: 4

Leistung: 36PS

Maximales Drehmoment: bei 7.000Upm

Öl: 1,9l

Kühlung: Wasserkühlung 

 

Getriebe:

6-Gang (am Motor)

3+R Schaltgetriebe

3+R (fix eingestellt)

 

Reifen

Vorne: 

Hinten:

 

Elektrik/Elektronik

Batterie: 12V, 36Ah

Anzeigen für: Boardspannung, Temperatur (Motor und Kühler), Drehzahl

Ventilator: Automatisch (mit Temperaturschalter) oder manueller Betrieb

Zündung: Elektronisch; getrennte Zündspulen

Scheinwerfer: Breitstrahler 2x55W

Rücklicht: 10W

Zündung: 2 Stufen